Thema der folgenden Ausführung ist die Alterssimulationsanzug Validität.
Seit den 1990er Jahren hat das Thema Alterssimulationsanzug bzw. Alterssimulation ein grosse Bedeutung bekommen, vor allem in der Gesundheitswirtschaft und in der Industrie. Insofern stellt sich die Frage nach der wissenschaftlichen Gültigkeit des Verfahrens und der verwendeten Altersanzüge bzw. Hilfsmittel.
Über die Sinnhaftigkeit des Verfahrens Alterssimulation gibt es kaum Zweifel. Vor allem in Medizin und Pflege sind die Belege für positive Wirkungen auf die an entsprechenden Trainings- und Schulungsmassnahmen Beteiligten sehr eindeutig.
Eine aktuelle Meta-Studie (2020) über 17 Untersuchungen zum Verfahren der Alterssimulation finden Sie hier.
Eine andere Frage ist die Validität unterschiedlicher Konstruktionsprinzipien von Alterssimulationsanzügen.
MAX Alterssimulationsanzug Validität: Studie Scherf (2014)
Eine ausführliche Studie dazu wurde von Scherf (2014) durchgeführt. Er konnte zeigen, dass sich durch den von ihm entwickelten Alterssimulationsanzug die Fertigungszeiten jüngerer Montagearbeiter denen von 50 bis 59-jährigen Arbeitern sehr gut annäherten.
Scherf, Christian: Entwicklung, Herstellung und Evaluation des Modularen AlterssimulationsanzugseXtra (MAX), Dissertation TU Chemnitz, 2014.
Kernpunkt seiner Studie war jedoch die Validitätsprüfung unterschiedlicher Einschränkungsgrade seines Anzugs, die unterschiedliche Endalter simulieren sollten. Die entsprechenden Hypothesen konnte er nur eingeschränkt belegen.
Er fasst zusammen: „Der entsprechend weiterführende Beleg für die Modularität, also die Abstufung der Einschränkungsgrade Grün (20
Prozent), Gelb (40 Prozent) und Rot (60 Prozent), konnte nur in der Tendenz
erbracht werden. Obwohl für den grünen Einschränkungsgrad die Vorgabe von 20 Prozent durch die Messwerte nahezu exakt bestätigt werden konnte, zeigen die Messwerte für den gelben (23.8 Prozent) und roten Einschränkungsgrad (39.0 Prozent) erhebliche Abweichungen von den angenommenen Konstruktionswerten.“
Als Begründung führt er an: „Dies ist im Wesentlichen mit der stofflichen Konstruktion begründbar.“
AgeExplorer Alterssimulationsanzug Validität: Studie Fraunhofer IVV und Meyer-Hentschel (2009)
Eine weitere Validitätsstudie wurde 2009 vom Fraunhofer IVV, Dresden, in Zusammenarbeit mit dem Meyer-Hentschel Institut, Zürich/ Saarbrücken, durchgeführt. Gegenstand der Untersuchung war, inwieweit sich die Testergebnisse von älteren Probanden durch eine kleine Stichprobe von Experten mit dem AgeExplorer Anzug des Meyer-Hentschel Instituts annähern liessen.
Geprüft wurde dies durch Öffnungstests an vier unterschiedlichen Verpackungen. Diese wurden einerseits durch 22 Probanden im Alter zwischen 60 und 80 Jahre durchgeführt. Im Vergleich dazu wurden die Packungen durch 3 junge Probanden mit AgeExplorer Anzügen getestet. Alle Probanden versuchten die Verpackungen zu öffnen und bewerteten „Kraftaufwand“ und „Griffigkeit der Öffnungslasche“ auf einer Skala von 1 (sehr leicht) bis 5 (sehr schwer).
Die Ergebnisse zeigen eine hohe Übereinstimmung zwischen den 22 älteren Probanden und den 3 jungen Probanden im AgeExplorer, vor allem mit den speziellen Handschuhen dieses Alterssimulationsanzug ’s.
Zur Objektivierung wurden die Daten zusätzlich durch Prof. Dr. Bruno Neibecker, KIT – Karlsruher Institut für Technologie, begutachtet. Er kam zu folgender Bewertung:
„Der relative Verlauf der Bewertungen durch Senioren und mit Hilfe des AgeExplorers stimmt in einem hohen Maße überein. Dies wird durch die hochsignifikante Korrelation von r=0,96 (p < 0,0001) nachdrücklich belegt.
Der Vergleich der Daten zeigt eine durchgängig strengere Bewertung mit Hilfe des AgeExplorers.
Nimmt man die Stichprobe der Senioren/-innen (60 – 80 Jahre) des Fraunhofer IVV als Außenkriterium, dann lassen sich im Rahmen einer solchen Validitätsstudie die konservativen (aber validen) Werte des AgeExplorers mit Hilfe der Regressionsgleichung an die realen Messwerte angleichen.“
Regressionsgleichung: F = -1,106818 + 1,006818 * A
Dieses Ergebnis ist in zweierlei Hinsicht interessant. Zum einen bestätigt es am Beispiel des Öffnens von Konsumgüterverpackungen die Brauchbarkeit der Konstruktionsprinzips AgeExplorer.
Zum anderen öffnet es forschungsökonomische Perspektiven, nämlich eine grössere Zahl älterer Probanden durch wenige Probanden mit einem validen Alterssimulationsanzug zu ersetzen, zumindest zu ergänzen.